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Die Zahl der Allergiekranken wächst

Lange Zeit wurden Allergiekranke als hysterisch abgestempelt, heutzutage weiß man aber, dass Allergien eine der meist verbreiteten Krankheiten des dritten Jahrtausends werden kann. In den letzten Jahren nimmt die Anzahl der Allergieerkrankungen immer mehr zu. Die aktuelle Zahl der weltweit Erkrankten wird auf bis zu 30 Millionen geschätzt. Die Allergie ist eine der unangenehmsten Krankheiten. Sie kehrt Jahr für Jahr zurück. Für viele ist sie eine saisonale Krankheit, deren Symptome immer schwerwiegender werden - wie die Erfahrung zeigt. Historiker der Medizin kennen Schriften über die Allergie und deren Symptome auch aus der Zeit vor Christus, aber die Allergie wurde erst im modernen Zeitalter in den Industrieländern zur Volkskrankheit. Deswegen denken die Forscher, dass in erster Linie die Umweltverschmutzung und die Veränderungen der Ernährungs- und Essgewohnheiten für die steigende Zahl der Allergiker verantwortlich sind. Der Allergie kann auf zwei verschiedene Weise vorgebeugt werden: einerseits mit dem Zurückdrängen der Umweltverschmutzung und andererseits mit der Pflege der natürlichen Umwelt. Beide Wege bedürfen eines gesellschaftlichen Zusammenschlusses und verursachen hohe Kosten. Bleibt also die dritte Alternative, die medizinische Hilfe. Ist sie aber wirklich die billigste und einzig zweckentsprechende Methode?

Die Forscher sind sich ganz sicher, dass die Verbreitung der Allergie nicht das Ergebnis einer verbesserten Diagnostik ist, sondern nur eine weltweite Neigung zur Ausbreitung der Krankheit. Hierfür gibt es mehrere Beweise. Laut einer Untersuchung am Anfang des letzten Jahrhunderts litten in der Schweiz lediglich ein Prozent der Soldaten unter einer Allergie. Einer Untersuchung in den skandinavischen Ländern zufolge nach waren dies vor zehn Jahren acht Prozent. Zurzeit wird die Zahl der Allergiekranken in Europa auf 10 bis 12 Prozent geschätzt, und die Zahl der Neuerkrankungen wächst jährlich um 10 bis 15 Prozent. Die Allergie ist aber keine neu entdeckte Krankheit. Bereits im antiken Ägypten kannten die Mediziner die allergischen Reaktionen, welche von Weihrauch und Blumenduft ausgelöst wurden. Auch Hippokrates schrieb über die Nahrungsmittelallergie. Die Krankheit wurde erst im letzten Jahrhundert genauer erforscht. Seit dem weiß man, dass das Immunsystem auf einen unbekannten Stoff mit einer Überreaktion antwortet, welche die allergischen Reaktionen auslösen. 1913 erhielt der französischer Arzt Charles Richet den Nobelpreis für Medizin. Er hat entdeckt, dass es Stoffe gibt, an die sich der Körper nicht gewöhnt sondern bei welchen er auch noch seinen vorher erworbenen Schutz verliert und dadurch immer schwerere Symptome gegen den Stoff ausbildet.

Die schnelle Verbreitung der Krankheit kann jeder verstehen, der weiß, dass es zwei Arten der Krankheit gibt: die genetisch veranlagte Krankheit und die andere Art, ohne eine vorherige Erkrankung in der Familie. Wenn keine familiäre Veranlagung besteht, können in sieben bis elf Prozent der Fälle Symptome auftreten. Für diesen Fall machen die Mediziner die Auswirkungen der Umweltverschmutzung verantwortlich, da sie keine genetischen Faktoren nachweisen können. Eine viel größere Gefahr besteht bei diejenigen, in deren Familie die Krankheit bereits vorkam. Wenn die Symptome nur bei dem einen Elternteil auftraten, erkranken in diesen 20 bis 25 Prozent der Kinder an Allergie. Sind jedoch beide Eltern Allergiker, steigt diese Zahl auf 50 Prozent. In schwereren Fällen, wenn beide Eltern an Asthma erkrankt sind, ist das Risiko bei 60 Prozent, dass die Kinder auch krank werden.

Die Allergologen erklären die Beziehung zwischen der Umweltverschmutzung und der Allergie damit, dass Ozon, Schwefel- und Stickstoffdioxide, welche in der Umwelt vermehrt vorhanden sind, das Immunsystem zur ständigen Verteidigung zwingen. Die allergischen Reaktionen treten wegen den Überreaktionen auf, welche auf paradoxe Weise durch solche natürlichen Stoffe wie Pollen und Milbenkot ausgelöst werden.

Es gibt zwar keine Forschungsergebnisse, welche belegen, dass Menschen, welche in einer chemisch weniger belasteten Umwelt leben, seltener an Allergie erkranken. Man weiß aber, dass mit der industriellen Entwicklung Afrikas auch die Anzahl der Allergiekranken steigt, während Allergien früher in Afrika nahezu unbekannt waren. Vor fünfzehn Jahren entdeckten Forscher aus Japan, dass eine Überempfindlichkeit gegenüber der Sicheltanne oder Sugi (Cryptomeria japonica) bei den Anwohnern von Autobahnen viel häufiger vorkommt.

Die Gesellschaft nimmt diese Krankheit immer noch nicht ernst genug. Etwa zwanzig Prozent der Patienten mit Allergischem Schnupfen werden später an einem leichteren oder schweren Asthma leiden. Mit einer entsprechenden Behandlung kann der Krankheit vorgebeugt werden - vorausgesetzt, der Patient nimmt die Symptome ernst und wendet sich an einen Arzt. Die allergischen Reaktionen wiederholen sich bei den Patienten Jahr für Jahr und sie werden in der Regel immer stärker: Nach einem anfänglichen Schnupfen breiten sich die Symptome auf Augen und Haut aus. Deswegen betonen die Allergologen, dass die Patienten bereits bei den ersten Symptomen einen Arzt aufsuchen müssen. Mit einer rechtzeitig angefangenen Therapie kann die Arbeitsfähigkeit erhalten bleiben.

Es gibt zwei wichtige Methoden der Vorbeugung. Die eine ist die Senkung der Umweltverschmutzung, beziehungsweise der Aufbau einer allergiegemäßen Ordnung in der unmittelbarer Umgebung wie zum Beispiel regelmäßiges Rasenmähren. Es gibt Stimmen, welche verlangen, die Bäume, welche eine Pollenüberempfindlichkeit verursachen, zu fällen.

Diese wäre aber eine falsche Richtung. Viele Patienten denken zum Beispiel falsch, sie hätten eine Allergie gegen die weißen flauschigen Flugsamen der Espe. Tatsächlich transportieren diese nur eine hohe Zahl an Gräserpollen. Allergologen empfehlen, man sollte lieber die Überempfindlichkeit der Allergiker beim Anpflanzen neuer Bäume berücksichtigen.

Außerdem empfehlen sie bereits an Allergie erkrankten Patienten mit dem Rauchen aufzuhören. Auch die Säuglinge sind weniger gefährdet, wenn sie vom Zigarettenrauch verschont bleiben. Den Urlaub kann man nach Möglichkeit so planen, dass Allergiker in der intensivsten Pollenzeit in die Berge oder ans Meer fahren.