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Stillen kann bei Kindern mit hohem Risikofaktor eine Allergie verzögern oder vorbeugen

Die auf Kindergesundheit spezialisierte Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlichte im Januar eine Studie, welche bekannte amerikanische Kinderärzte erstellten. Der Artikel fasst alle Forschungsergebnisse zusammen, welche den Zusammenhang zwischen der Ernährung im Säuglingsalter und der Vorbeugung von Allergien untersuchen.

Die Amerikanische Akademie für Kinderheilkunde überprüft nach dieser Studie ihre vorherigen Empfehlungen, welche aussagen, dass man die stark allergisierenden Nahrungsmittel erst nach dem ersten (in manchen Fällen sogar nach dem zweiten oder dritten) Lebensjahr in den Speiseplan der Kinder aufnehmen sollte. Nichtsdestoweniger bestehen sie jedoch auf der Empfehlung, dass Säuglinge in den ersten vier bis sechs Monaten (laut WHO in den ersten sechs Monaten) ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden sollten.

Anbei die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

1. Es ist zurzeit nicht bewiesen, dass ein Verzicht auf gewisse Nahrungsmittel während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung atopischer Krankheiten der Säuglinge spielen würde. Ähnlich beugt Nahrungsselektion während der Stillzeit atopische Krankheiten der Säuglinge nicht vor. Eine Ausnahme kann das atopische Ekzem sein. Dies ist aber noch nicht gänzlich erforscht, sodass weitere Untersuchungen benötigt werden.

2. Es ist bewiesen, dass durch ausschließliches Stillen über mindestens vier Monaten bei Säuglingen, welche ein hohes atopisches Risiko tragen, einer Erkrankung an Atopischer Dermatitis oder einer Kuhmilchallergie in den ersten zwei Lebensjahren gesenkt werden kann - im Vergleich zu den Babys, welche mit auf der Basis von Kuhmilch hergestellten Babynahrung ernährt werden.

3. Es ist bewiesen, dass das Stillen ohne Zufütterung über mindestens drei Monate im sehr frühen Lebensalter eine schützende Wirkung gegen die asthmatische Atmung hat. Jedoch gibt es keine Beweise dafür, dass hoch allergiegefährdete Säuglinge durch Stillen ohne Zufütterung nach ihrem sechsten Lebensjahr vor Asthma geschützt sind.

4. Es gibt nur nicht stichhaltige Beweise dafür, dass bei hoch allergiegefährdeten Säuglingen, welche in den ersten vier bis sechs Monaten nicht ausschließlich gestillt, sondern zugefüttert werden, die atopische Dermatitis im Kleinkindesalter verzögert oder vorgebeugt werden kann. Dies ist so, wenn sie teilweise oder sehr stark hydrolisierte Flaschennahrung bekommen - im Vergleich mit Kindern, die mit der auf der Basis von Kuhmilch hergestellten Babynahrung ernährt werden.

Verschiedene hydrolisierte Babynahrungen wurden untersucht und verglichen. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die stark hydrolisierte Flaschennahrung bei der Vorbeugung atopischer Krankheiten wirksamer ist. Es sind jedoch weitere Untersuchungen nötig um festzustellen, ob sich diese gute Wirkung auch auf das spätere Kindes- bzw. Teenageralter auswirkt.

5. Es gibt keine ausreichend bewiesenen Forschungsergebnisse über die auf der Basis von Sojabohnen hergestellte Babynahrung.

6. Obwohl man mit dem Füttern fester Nahrungsmittel bis zum Alter von vier bis sechs Monaten warten sollte, gibt es keine Beweise dafür, dass eine weitere Hinausschieben eine schützende Wirkung gegen atopische Krankheiten bieten würde, unabhängig davon, ob das Säugling auf der Basis von Kuhmilch hergestellten Babynahrung oder mit Muttermilch ernährt wird.

Dies gilt auch für die Nahrungsmittel, welche als stark allegisierend gelten, wie z.B. Fisch, Eier, oder andere Produkte, die das Erdnuss-Eisweiß enthalten.

7. Es gibt nicht genügend Daten, die beweisen, dass bei Babys, die älter als vier bis sechs Monate alt sind, irgendeine Nahrungsselektion gegen atopische Krankheiten schützen würde.

8. Es sind noch mehrere Forschungsreihen notwendig um die Langzeit-Schutzwirkung gegen die atopischen Erkrankungen zu untersuchen. Dies betrifft vor allem Kinder über vier Jahren und Erwachsene.

Dieser Artikel beschreibt die Möglichkeiten eines Vorbeugens bzw. einer Verzögerung des Ausbruches von atopischen Krankheiten. Wenn bei einem Kind Symptome bereits vorhanden sind, welche durch eiweißhaltige Nahrungsmittel verursacht wurden, muss man diese Nahrungsmittel aus dem Speiseplan des Kindes verbannen. Hierbei ist es unwesentlich ob diese in der Muttermilch, in der Flaschennahrung oder in Lebensmitteln der Zufütterung enthalten sind. Aber das ist nicht Gegenstand dieses Artikels.

Nach diesem Überblick scheint es, dass eine früher empfohlene Vorsicht bei der Fütterung fester Nahrungsmittel eventuell überflüssig war.

Dies bedeutet jedoch nicht das bislang empfohlene ausschließliche Stillen ohne Zufütterung über sechs Monate zu überdenken oder zu kritisieren. Die Empfehlung der WHO, dass Säuglinge in ihren ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden sollten, danach neben dem entsprechenden Beikost bis zu ihrem zweiten Lebensjahr oder länger gestillt werden können, ist nicht nur aus der Sicht der Allergieprävention wichtig.

Die zu früh angefangene Zufütterung kann negative Folgen haben, wie z.B. Eisenmangel, häufigere Erkrankung an Ohren- und Lungenentzündungen, sowie die schlechtere Aufnahme von Nahrungsmitteln. Außerdem besteht die Gefahr, die Menge der Muttermilch zu senken, was wiederum zu einem unbeabsichtigten frühzeitigen Abstillen führen kann. Dies wirkt sich negativ sowohl auf das Baby als auch auf die Mutter aus.