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Latexallergie

Was ist eine "Latexallergie"?

Die Soforttyp-Allergie (oder Typ-I-Allergie) auf Naturlatex stellt ein erhebliches, zunehmendes, aber oft verdrängtes Problem im Gesundheitsbereich in Deutschland wie auch in vielen anderen Industrieländern dar. Latex (Naturkautschuk) wird aus dem Milchsaft des Parakautschukbaumes vorwiegend in Südostasien gewonnen und dient der Herstellung von Schutzhandschuhen, medizinischen Hilfsmitteln (z.B. Spritzen, Infusionsbehälter) und verschiedensten Dingen des täglichen Bedarfs (z.B. Gummibänder).

Die Sensibilisierung auf Latex erfolgt auf bestimmte darin enthaltene Proteine, meist Rückstände der Produktion. Besonders leicht und in großer Zahl werden die allergieauslösenden Partikel von gepuderten Latex-Handschuhen freigesetzt: das mit den Allergenen beladene Puder verbreitet sich in der Raumluft und führt beim Einatmen zu Sensibilisierungen der Atemwege. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen, kommt es dann über allergisch-entzündliche Veränderungen an den Schleimhäuten der oberen und unteren Atemwege zu den typischen Allergiesymptomen, die von leichtem Juckreiz und Hautausschlägen über Fließschnupfen und Asthma bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock reichen. Es wurde aber auch über die Auslösung von Asthmaanfällen berichtet, die lediglich durch Hautkontakt und ohne inhalative Aufnahme der Allergene ausgelöst wurden!

Vor allem im medizinischen Bereich wird heutzutage fast nur noch mit Latex-Handschuhen gearbeitet. Vermutlich trug v.a.der in den achtziger Jahren stark zunehmende medizinische Einsatz von Gummihandschuhen zum Schutz gegen eine HIV-Infektion neben Änderungen im Produktionsprozeß von Gummiartikeln ganz wesentlich zum rasanten Anstieg von Latexallergie-Fällen bei. Die größte Gefahr stellen dabei zweifellos medizinische Eingriffe wie Operationen, Zahnarztbehandlungen und gynäkologische Untersuchungen dar, da eine Unzahl von latexhaltigen Produkten im OP-Bereich in Gebrauch sind. Hierbei gelangt dann das Latex-Allergen in größeren Mengen ohne schützende Hautschicht durch direkten Kontakt mit Blut und Schleimhäuten in den Organismus des Patienten und kann zu schweren allergischen Reaktionen bis zum anaphylaktischen Schock führen. Deshalb sind in den USA sowie bei uns Protokolle entwickelt worden, um eine Latexexposition und daraus drohende schwerwiegende Komplikationen für betroffene Patienten durch strikte Einrichtung konsequent latexfreier Operationssäle zu verhindern, von denen in der Vergangenheit sicherlich eine erhebliche Zahl nicht als solche erkannt und dann als "unerklärlicher Narkosezwischenfall" gewertet wurden.

Hochrisikogruppen für eine Latexallergie mit erhöhter Latexexposition oder gesteigerter Empfänglichkeit für Allergien sind:

  1. Im medizinischen Bereich Beschäftigte wie Ärzte, Krankenpflegeberufe, Zahnärzte und das jeweilige Hilfspersonal; hier beträgt der Anteil von Latexallergikern zwischen 5 und 17%.
  2. Patienten mit Spina Bifida oder urogenitalen Anomalien sowie überhaupt Patienten nach häufigen Operationen. Hier beträgt die Allergierate bis über 70%.
  3. ArbeiterInnen in der gummiverarbeitenden Industrie, im Reinigungsgewerbe und FiseurInnen.
  4. Atopiker (Menschen mit einer vorbestehenden Neigung zu Allergien) zeigen insgesamt eine deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt (ca. 1%) liegende Rate von Latexallergien.

Vorkommen von Latex im Alltag

Im Alltag gibt es für Latexallergiker viele Gefahrenquellen. Ca. 40.00 unserer Gebrauchsgegenstände enthalten Latex in irgendeiner Form. Dazu gehören unter anderem:

Kreuzallergien sind nicht selten und richten sich überwiegend gegen (sub)tropische Früchte wie Bananen und Avocado als "latex fruit syndrom", aber auch gegen andere pflanzliche Proteine wie verschiedene Ficusarten, Guttapercha, Ficus Benjamini u.a.

Einige Alternativen zu Latexprodukten im medizinischen Bereich

Latex

Welche Symptome gibt es?

Diagnosestellung

Massnahmen für den Latexallergiker

Der wichtigste Pfeiler der Behandlung der Latexallergie ist die Vermeidung der Exposition (d.h. die Vermeidung des direkten oder indirekten Kontaktes mit dem allergieauslösenden Stoff) , die zur Zeit die einzige kausale Therapie darstellt, solange eine Immuntherapie (noch) nicht zur Verfügung steht.

  1. Gering sensibilisierte Patienten können sich in der Regel durch Vermeiden eines direkten Latex- Kontaktes und bei Bedarf durch Antihistaminika schützen, der Übergang zu fortgeschritteneren Stadien der Erkrankung ist damit aber nicht immer zuverlässig zu verhindern.
  2. Hoch sensibilisierte Individuen können hingegen in einer Umgebung, in der Latexprodukte verwendet werden, trotz Medikation erhebliche allergische Probleme bekommen. In diesen Fällen sollte so rasch als möglich die berufliche Latexexposition beendet werden, z. B. durch Verwendung latexfreier oder zumindest ungepuderter Handschuhe durch den Betroffenen selber und ungepuderter Handschuhe durch die mit ihm zusammenarbeitenden Kollegen.
  3. Auf keinen Fall sollte ein Latexallergiker unvorbereitet in eine Klinik oder Praxis gehen, es sei denn in Notfällen, und dann sofort auf die Latexallergie hinweisen, bevor z.B. das Personal mit -üblicherweise gepuderten - Latexhandschuhen mit der Arbeit beginnt. Ausserdem sollte man nur solche Kliniken und Praxen aufsuchen, die bereits auf Latexallergien eingerichtet sind oder bereit sind, sich entsprechend darauf einzurichten/umzustellen.
  4. In manchen Fällen läßt sich die Allergie nur durch einen Berufswechsel einigermaßen in den Griff bekommen und einer weiteren, u.U. lebensbedrohlichen Progredienz des Krankheitsverlaufes entgegenwirken (Anaphylaxie, chronisches Asthma).
  5. Ein Allergiepaß oder besser ein SOS-Armband oder -Halskette ( = Notfallkapsel, aus der alle notwendigen Informationen bezüglich der Latexallergie entnommen werden können) sind vom Patienten immer mitzuführen (z.B. als SOS-Talisman beim ADAC oder in der Apotheke erhältlich). Wichtig bei bewußtlosen Patienten (Unfälle)!
  6. Alle behandelnden Ärzte und Zahnärzte müssen auf die vorliegende Latexallergie hingewiesen werden, um entsprechende Vermeidungsmassnahmen bei der Behandlung ergreifen zu können.
  7. Bei hochgradig sensibilisierten Patienten empfiehlt es sich, ein latexfreies Notfallset für zu Hause (für Notfälle/Unfälle) anzuschaffen, da bisher noch kein Notarzt eine latexfreie Ausrüstung im Notarztwagen zur Verfügung hat (in vielen Fällen übernehmen die Krankenkassen die nicht geringen Kosten).

Prävention der Latexallergie im Gesundheitswesen

Die Prävention der Latexallergie verfolgt zwei Hauptziele:

Personen, die bereits gegen Latex sensibilisiert sind, sollen mit geeigneten Maßnahmen vor weiterer Latexexposition geschützt werden, ausserdem soll vermieden werden, dass neue Fälle von Latexallergie überhaupt auftreten, insbesondere in den bekannten Hochrisikogruppen. Dazu ist ein Bündel von Maßnahmen notwendig.

Medikamentöse Behandlung

Im Notfall werden flüssiges Kortison (Celestamine liqu.) und Fenistil schneller resorbiert als Tabletten. Das Adrenalin-Dosieraerosol ist leichter zu handhaben und besser zu dosieren als eine aufgezogene Adrenalinspritze, z.B. Fastjekt.